Regula Mentha
Primarlehrerin und Psychologin Lic. Phil. I
Produktionsmanagement, Dramaturgie, lösungsorientiertes oder ressourcenfokussiertes Coaching nach Insoo Kim Berg und Steve De Shaker
www.spielart.ch
Regula Mentha ist Mitbegründerin von spielart – werkstatt für sprache, kommunikation und bewegung in der Schweiz.
Spielart hat unzählige unterschiedliche Kunst- und Kulturprojekte durchgeführt. Wenn ich an diese lange Zeit zurückdenke, wird mir klar, wie wichtig mir der Begriff „Offenheit“ als Haltung in der Arbeit mit Jugendlichen ist. Wenn wir in Kulturprojekten offen sind, wissen wir oft nicht, was sich ereignen wird, wir sind unvoreingenommen, wir nehmen wahr, schauen hin, hören zu. Wir reagieren im Moment und erleben Überraschungen – und haben trotzdem ein Ziel vor Augen.
Offen sein klingt einfach, fast schon banal, nehme ich aber ernst, was der Begriff umschreibt, merke ich, wie sehr ich immer wieder um diese Haltung kämpfen muss. Ich muss mich frei machen von Vorannahmen, Kategorisierungen – wissen wie jemand „funktioniert“, wissen „wie es sein sollte“ -, frei machen von all dem, was meine Wahrnehmung und Handlungsfreiheit einschränkt. Zu wissen „wie es geht“ macht im Alltag oft Sinn, es erleichtert uns das Dasein, aber in der Kommunikation tut uns diese Einschränkung nicht gut: sehr oft erleben wir Kommunikation dann genau so, wie es uns unsere Vor-annahmen eingegeben haben.
Wenn wir es schaffen, wenn wir allen Menschen, denen wir in unserer Arbeit begegnen, eine Chance geben können, sich zu öffnen und sich zu zeigen, wenn wir ihnen nach bestem Vermögen wertschätzend begegnen, dann gelingt es immer wieder, uns positiv zu überraschen mit dem, was Menschen zum Geschehen beitragen. Menschen sind oft klug, offenherzig, kooperativ, voller Einsicht, zugewandt und sehr liebenswert. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie leicht es mir fällt, auch die Jugendlichen gern zu haben, an Jeder und Jedem etwas zu entdecken, was Freude macht. Die Jugendlichen in unseren Projekten lieben es, wenn sie merken, wie einzigartig sie sind. Im Zusammensein entsteht oft grosse Freude und Glück. Ich fühle mich beschenkt durch Vertrauen, Zuneigung und Kreativität. Für diese Momente haben sich die Mühen und Anstrengungen, die es über die Jahre hinweg natürlich auch gab, und die Hartnäckigkeit, die die Arbeit erforderte, gelohnt.
Für mich ist es ein grosses Ziel, einen Beitrag zu leisten, dass es in Bildungsinstitutionen mehr Offenheit gibt und geben kann.